Meine Hinwendung zu Menschen hat bereits in der Grundschule begonnen: Die Grundschullehrerin hatte mir einen neuen Mitschüler, der in München noch keine Freunde hatte, ans Herz gelegt: Sie bat mich eines Tages, mich um ihn zu kümmern, was ich sofort tat. Ich fand das ganz normal.
Danach ging es darum, im Gymnasium anzukommen und von den anderen anerkannt zu werden. Jahrelang war ich zweiter Klassensprecher. In der zehnten Klasse spülte mich die Sitzordnung im Klassenzimmer in eine Gegend, in der die Jungs zur Gruppenstunde in die Pfarrei Christkönig gingen.
Der nächste Schritt war die Einladung meines Banknachbarn Bernhard, in den Osterferien an einer friedenspädagogischen Woche teilzunehmen. Dies war ein Erweckungserlebnis, denn dort wurden wir als Jugendliche mit unseren Ideen sehr ernst genommen. Ich lernte Menschen kennen, die in den nächsten Jahren für mein Leben wichtig wurden. Es war der Einstieg in die katholische kirchliche Jugendarbeit.
Auf mich einflussreiche Menschen studierten dort Sozialpädagogik oder Religionspädagogik. Ich selbst wollte damals noch etwas Technisches lernen. Ich ging zur Orientierung auf Probevorlesungen in Elektrotechnik und Versorgungstechnik. An den Inhalt der Probevorlesungen kann ich mich nicht mehr erinnern, aber an die Stimmung – nichts für mich!
Nach dem Abitur und anschließender Reise nach Italien kam die Zeit des Zivildienstes. Ich absolvierte ihn in einem Alten- und Servicezentrum der Landeshauptstadt München. Unsere Chefin war Psychologin und sie gestaltete den Arbeitsalltag für uns alle auf eine Weise, die mich tief beeindruckt hat: Sie schaffte es, aus einem heterogenen Haufen ein Team zu formen. Ich lernte dort ein paar Grundsätze kennen, die mir heute noch wichtig sind.
Donnerstags wurde von halb neun bis zehn etwas für das Team getan. Ich erinnere mich an einen Vormittag, an dem wir uns überlegen sollten, welches Tier wir im Team sein wollten und uns entsprechend verhalten sollten. Wir krabbelten auf allen Vieren, machten komische Laute, kletterten auf Stühle und Tische und hatten eine Mordsgaudi. Schließlich wurde das Ganze noch reflektiert und wir verstanden wieder mehr von jeder und jedem Einzelnen in unserem Team und der Rolle, in der sie und er sich jeweils sahen.
Schlussendlich wollte ich auch das lernen, was meine Chefin Conny uns gezeigt hatte. Ich fragte sie über ihr Psychologiestudium aus. Danach war meine Bewerbung für einen Studienplatz in Psychologie gesetzt. Ich hatte Glück und bekam einen Platz in München.
Es war sehr schön, in München Psychologie zu studieren. Dabei stand im Vordergrund nicht unbedingt der hauptamtliche Lehrkörper, wie man so sagt. Formend war die Art und Weise, wie wir in den Jahren zusammen uns selbst organisierend ins akademische Leben gewachsen sind – und wie ich mich in die psychologische Fachschaft einbringen konnte.
So war meine Initiative zum Einstieg, doch einmal gemeinsam ein Wochenende zu verbringen. Ich versprach, ein entsprechendes Haus organisieren zu können. Wir gingen schließlich im Dezember in ein Haus im Allgäu. Dieses war ein Selbstversorgerhaus, und wir schleppten mit Schlitten durch tiefen Neuschnee Essen für 25 Personen hinauf. Fachschaftswochenenden wurden zur Tradition. Einmal waren wir sogar eine ganze Woche in der Toskana am Trasimenischen See.
Wir besuchten dort unter anderem den sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt Sansepolcro. Wir konnten vor Ort nachvollziehen, wie Italien zumindest im Norden viel mehr für seine ambulant zu begleitenden psychisch erkrankten Menschen getan hatte, als wir das in Bayern kennengelernt hatten. Aus dem Vertiefungsfachprojekt „angewandte Sozialpsychologie“ erwuchs schließlich meine erste Stelle als Diplom-Psychologe im Caritas-Sozialzentrum Dachau im sozialpsychiatrischen Dienst. Dort blieb ich nur knappe zwei Jahre, weil ich schließlich aus Liebesgründen nach Karlsruhe umzog.
Im Badischen fand ich dann Anstellung in einem Wohnheim für chronisch psychisch erkrankte Menschen – ebenfalls des Caritasverbandes – diesmal in Rastatt. Die Zeit in der Psychiatrie war für mich eine schwere und auch sehr lehrreiche. Nach den Jahren im Wohnheim arbeitete ich wieder im sozialpsychiatrischen Dienst und später auch im Betreuten Wohnen für psychisch erkrankte Erwachsene und im begleiteten Wohnen in Gastfamilien für psychisch erkrankte Erwachsene.
Ende 2005 bewarb ich mich auf meine jetzige Stelle als Betriebspsychologe im Gesundheitsmanagement der Oberfinanzdirektion Karlsruhe. Ich wollte nach überstandener eigener Krebserkrankung meinen Fokus weg von der Beschäftigung mit Krankheit auf die Förderung von Gesundheit legen. Hier arbeite ich u.a. mit Führungskräften, biete Coaching an, und habe selber viele Fortbildungen wahrgenommen.